Um uns die Zeit an Land zu vertreiben und um noch mehr von Lissabon zu sehen, fuhren wir mit dem Zug in die Stadt und mit dem Bus noch ein bisschen weiter zu unserem „Wunschhafen Parque de Nacoes“, um nochmal persönlich zu fragen, wie es mit unserer Position auf der Warteliste aussieht. Leider hatte sich nichts bewegt und unsere freundliche Nachfrage änderte auch nix.
Den Rest des Tages verbrachten wir im Ozeanarium Lissabon ein paar hundert Meter vom Hafen entfernt, Eintrittspreis 22 € pro Person und jeden Cent wert. Es gab ein gigantisches Aquarium ( 5 Millionen Liter Salzwasser), das man auf zwei Ebene umrunden konnte, mit Haien, Rochen, Fischschwärmen, Mondfischen und zusätzliche Aquarien mit der Unterwasserwelt verschiedener Regionen der Welt. Am beeindruckendsten fanden wir einen seeehr großen Octopus (von Tentakel zu Tentakel über 2 Meter), der blitzschnell die Farbe seiner Haut ändern konnte.
Pedro in der Werft machte einen wirklich guten Job … ein paar Arbeiten kamen noch dazu „wenn man schonmal an Land ist“, Seeventile mussten noch bestellt werden, kamen manana dann doch nicht und so zog sich das Ganze bis Freitag (in Summe 11 Tage auf der Werft).
Wir nutzten die Zeit und fuhren für einen Tag nach Sintra, etwas nördlich von Cascais, ein beliebtes Ausflugsziel mit einigen Palacios und Castelos. Wir nahmen den langsamen Bus, der an jeder Ecke hält und sahen dadurch viel von der phantastischen Landschaft. In Sintra entschieden wir uns für den Palacio national da Pena, was jeder andere Tourist wohl auch tut, wie wir feststellen mussten. Die Schlange vorm Palast war uns entschieden zu lang, also sind wir durch den beeindruckenden Park gewandert und haben uns das Märchenschloss (hat ein bisschen was von den rosa Dingern, die kleine Mädels toll finden) von außen angesehen. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Das Kap liegt an einer 140 m hohen Felskante und wird permanent von mindestens 140 posenden Asiaten mit Kameras umlagert.
Am Freitag kam Jobber endlich wieder an den Kran zurück ins Wasser und wir verbrachten noch eine letzte Nacht in der Box in Cascais. 19 Tage im Hafen und in der Werft … Hafengebühren plus Pedros Rechnung … da haben wir es wieder, das Loch im Wasser, in das man Geld wirft.
Ein bisschen traurig verließen wir am nächsten Morgen Cascais unter Segeln in Richtung Sines. Wir hatten unseren Orcaverscheucher dieses Mal direkt ins Wasser gelassen und segelten dicht unter Land auf max. 20 m Tiefe, da dies die Etappe war, auf der das Stuttgarter Boot DREAMLIFE die Orcaattacke hatte. Als der Wind nachließ und wir den Motor anwerfen mussten, stellten wir fest, dass der Orcaverscheucher verschwunden war. Er hatte sich wahrscheinlich im Seegras verfangen und war abgerissen. Jetzt liegt er wohl auf dem Meeresgrund und macht ping … ping … ping
Wir erreichten Sines in der Dämmerung mit dem letzten Tageslicht. Wir meldeten uns im Hafenbüro an und statteten der DREAMLIFE einen Besuch ab, die hier mit ihrem kaputten Ruder an Land stand und schickten Helmut und Connie ein Foto Ihres Schiffes. Dann ging`s ab in die Koje und den Wecker wurde auf 4.30 Uhr gestellt. Der Plan war 5.30 Uhr am nächsten Morgen loszufahren auf eine 80 Seemeilen-etappe nach Lagos und möglichst bei Tageslicht anzukommen. Entweder man startet im Dunkeln und kommt im Hellen an oder anders herum, aber uns war es lieber, in einem fremden Hafen bei Tageslicht anzukommen. Also motorten wir die ersten 1,5 Stunden durch die Dunkelheit, auf den Bildschirm mit dem Radarbild starrend und um die kleinen Fischerboote herummanövrierend. „Siehst Du das kleine Licht auf 10 Uhr? Kommt das auf uns zu oder fährt das weg? Oh, jetzt ist es weg. Ah, da ist es wieder.“ So eine Nachtfahrt ist super anstrengend und man ist unglaublich froh, wenn es auch nur ein bisschen heller wird.
Wir bewegten uns wieder den ganzen Tag in Küstennähe, einmal verscheuchte uns ein Fischer wild winkend und wir hatten keine Ahnung wieso. Wir umrundeten das Cabo de Sao Vicente, das die Südwestspitze des europäischen Festlandes bildet, bei ruhiger See und fuhren an der felsigen, bis zu 70 m hohen Steilküste entlang. Dieser Teil der Algarve ist ziemlich atemberaubend, wenn man den Felsen nicht zu nahekommt. Wir funkten den Hafen in Lagos an, um zu fragen, ob wir einen Platz für ein paar Nächte bekommen können. Das klappte leider nicht, weil der Hafen gerade umgebaut wurde, also mussten wir weiter nach Portimao, weitere 7 Seemeilen, eine weitere Stunde Fahrt.
Da wir zeitlich ganz gut im Zeitfenster unterwegs waren, war die Stunde auch noch drin bis es dunkel wurde, wir riefen Bekannte aus Stuttgart an, die in Portimao überwintern und hatten eine Box für immerhin 2 Nächte … super. In Portimao wurden wir schon am Receptionpontoon empfangen, Michael und Karin halfen uns beim Anlegen … immer wieder schön, wenn man bekannte Gesichter sieht, wenn man irgendwo ankommt. Es gab ein Anlegebier, Apollo, den wir in Medemblik kennengelernt hatten vor ein paar Jahren, kam auch noch dazu „Hey, nice to meet you again.“ Dann gab es Geschichten, was alles so passiert war, seit man sich zuletzt gesehen hatte und das ist meistens eine Menge.
Aus den 2 Nächten wurden 3, wir trafen uns noch mit Burkhardt vom Transocean-Verein, mit dem wir im Zusammenhang mit unserem kaputten Autopiloten telefoniert hatten. Wir grasten das Werftareal in Portimao ab, das sehr viele Experten auf kleinem Raum hat, auf der Suche nach einem Ersatzteil für den Autopiloten und einem seeehr speziellen Schlauch. Die Experten waren sehr bemüht, schickten uns von Pedro zu Vasile, von Vasile zu Francisco, hatten aber unsere Teile nicht auf Lager, bemühen sich aber, sie vielleicht noch aufzutreiben.
Wir machten noch einen Großeinkauf bei Lidl, Apollo brachte uns mit dem Dinghi hin und wir fuhren mit Uber zurück, was ganz super klappte. Nach 4 Minuten Wartezeit wurden wir mit unseren ganzen Einkäufen für 8 € quer durch die Stadt gefahren.
Wir bekamen nach einem Anruf wider Erwarten einen Liegeplatz in Olhao (unweit vom Flughafen in Faro), wo wir eine Weile bleiben werden und Besuch von Freunden und Johanna bekommen. Nach 3 Monaten Reise freuen wir uns sehr darauf. Danach (vermutlich ab 21.11.) werden wir uns auf den Weg ins Winterlager nach Cadiz machen.
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Ellen (Donnerstag, 17 November 2022 09:22)
Ich bin immer wieder begeistert von Euren Berichten. Schön, dass Ihr ein Winterlager gefunden habt. Eine entspannte Überwinterung wünsche ich Euch mit vielen netten Besuchen. Wir haben uns für Neuseeland (Dezember/Januar) entschieden. Allerdings nicht auf dem Wasser sondern auf den Motorrädern. Liebe Grüße und alles Gute :*