Aufbruch aus Albufeira

 

Wieder allein, nachdem unsere Freunde, Thorsten und Sabine, wieder abgereist waren, war auch unser „Urlaub“ vorbei und einige Bootsprojekte standen an. Das ist der Punkt, an dem viele fragen:   „Müsst Ihr denn immernoch was reparieren? Hört das denn nie auf?“ Antwort: „Wenn man nicht mit einem müffeldem Klo, Schränken, in denen bei Regen das Wasser reinläuft und uralten Trinkwasserschläuchen leben möchte … dann muss man wohl.

 

Die To-do-liste war wiedermal lang, aber wir hatten die benötigten Materialien schon bestellt und so konnte es kurzfristig losgehen:

 

 

  •  Toilette ausbauen und Fäkalienschläuche austauschen (im Detail ziemlich unschön)
  • 4 Abflüsse zur Decksentwässerung tauschen inkl. Schläuche
  • Trinkwasserschläuche quer durchs Schiff raus und Neue rein
  • Neue Duscharmatur montieren
  • Teakfugen erneuern (alte Fuge rauskratzen, Schleifen, Fugenband einkleben, Deck abkleben, Ausfugen, Schleifen)
  • Motorservice, Ölwechsel, Filter und Impeller tauschen

 

Nebenher beschäftigten wir uns mit dem geplanten Aufenthalt in Gibraltar, wo wir eine neue Batterie (Lithium) einbauen lassen wollen. Das ist preisgünstig in Gibraltar, weil es keine Mehrwertsteuer gibt … soweit man das preisgünstig nennen kann … unterm Strich ist das ein teurer Spaß. Wie war das noch mit dem Loch im Wasser, in das man Geld wirft?????

 

Es gab viele E-mails, Vorschläge und verworfene Pläne mit Dave, einem Elektriker, der uns von Segelfreunden empfohlen worden war, und schließlich eine Lösung. Dave bestellt nun eine Batterie für uns, diverse Laderegler, Kabel und was man so braucht. Außerdem plant er uns für eine Woche im April ein. Wir buchten also einen Hafen in La Linea (spanische Seite und günstig) und eine Woche in Gibraltar (britisch und nicht so günstig).

 

 

 

 

Eine etwas schönere Planung, die nebenher lief, war die Überlegung für die Zeit in Marokko im Mai. Freunde aus Münster, Edith und Rainer, werden uns Anfang Mai in Gibraltar besuchen, segeln mit uns nach Rabat, hoffentlich ohne Orcas, und reisen mit uns zwei Wochen durch Marokko, zu viert mit einem Auto in die Wüste, ein paar Nächte in Marrakesch im Riad … das ganze Programm aus 1001 Nacht. In der Senioreneinrichtung, in der Juttas Mutter wohnt, gibt es einen marokkanischen Altenpfleger, Ismail, der angeboten hatte, den Kontakt zu einem seiner, wahrscheinlich zahlreichen, Cousins in Marokko herzustellen, der uns als Guide durchs Land fährt. Nach ein paar Verhandlungen hin und her waren wir uns einig, buchten die Reise und freuen uns sehr darauf. Die Marina in Rabat antwortet bisher nicht auf Mails, aber das ist wahrscheinlich eine Steigerung von manana … Inshallah!

 

Unsere Abreise in Albufeira, eigentlich für den 8. März geplant, verzögerte sich ein paar Tage, weil ein paar Pakete aus Deutschland verschollen waren oder eben manana ankamen und so feierten wir zum wiederholten Mal Abschied von Nachbarn in Albufeira mit dem Versprechen, dass man sich ja sicher irgendwo nochmal trifft.

Der tatsächliche Aufbruch fühlte sich dann schon ein bisschen komisch an nach 4 Monaten im gleichen Hafen. Die gute Nachricht war: der Autopilot funktionierte wieder, die Reparatur mit dem Ersatzteil aus Cincinnati war also erfolgreich, super!

 

Die erste Nacht verbrachten wir am Anker vor Culatra, ein Heimspiel, hier waren wir schonmal im letzten November. Ein Paar auf einer holländischen Yacht, das auch vor Anker lag, winkte uns sehr freundlich. Was wir erst später merkten, wir kannten sie aus Olhao, wo wir im November nebeneinander im Hafen lagen.

Die Überfahrt nach Ayamonte war geprägt von einem unguten Gefühl bezüglich der Orcas. Wir überlegten uns verschiedene Szenarien, am Heck stehen drei Kanister mit Sand, den wir ins Wasser schütten, um sie zu vertreiben. Der Orcaverscheucher ist wieder im Einsatz und zusätzlich haben wir ein Edelstahlrohr an den Kran gehängt, an den man mit einem anderen Rohr schlagen kann, um ordentlich Krach zu machen. So fühlen wir uns einigermaßen gut vorbereitet, sind aber heilfroh, wenn wir keinem Orca begegnen.

In Ayamonte verbrachten wir ein paar schöne Tage mit netten Stegnachbarn und wiedermal Reparaturen, weil der Windmesser (misst Windrichtung und Windstärke) den Dienst quittiert hatte, also rauf in den Mast, den Windmesser ausbauen, zerlegen … danach war er dann ganz kaputt. Wir bestellten ein neues Gerät bei einem spanischen Anbieter, das in 2 Tagen zu einem Blumenladen in Ayamonte geliefert wurde. In Spanien kann man Dinge an Ablageorte liefern lassen kann, wenn man keine Postadresse hat, super für uns!

 

Also ging es weiter nach Mazagon mit einer fiesen steilen Welle, der Wetterbericht war komplett anders, und einem flauen Gefühl im Magen. Das fühlt sich an wie Bullenreiten und alles, was nicht angebunden ist, fliegt im Boot rum, u. A. eine Essigflasche, die einiges durchweichte und mit dem typischen Geruch versah.

Am nächsten Morgen, Freitag, segelten wir weiter nach Chipiona mit sehr schönem Segelwind. Im Hafen war der Kartenleser für die Tore und Sanitäranlagen kaputt, was hieß, man musste eine Telefonnummer wählen … am anderen Ende jemand, der nur spanisch spricht, null Englisch … nada! Ohne Juttas Volkshochschul-Spanisch absolut keine Chance in den Hafen oder auf die Toilette zu kommen. Das war in Portugal wirklich anders.

Die Nacht von Samstag auf Sonntag verbrachten wir am Anker im Fluss Guadalquivir auf halber Strecke nach Sevilla. Man fährt 4 Stunden mit der Strömung den Fluss rauf, wirft den Anker in einer sehr einsamen Landschaft mit vielen Störchen. Dann dreht sich das Schiff alle 6 Stunden, je nach Richtung der Strömung, flussaufwärts oder flussabwärts um … sehr spannend. Wir sind ein paar Mal in der Nacht aufgestanden, um zu schauen, ob alles okay ist. Ein großes Frachtschiff, das auf dem Guadalquivir unterwegs war und unnötigerweise sehr nah an uns vorbeifuhr, hatte uns nachmittags angefunkt und versucht uns klarzumache wir seien in seinem Fahrwasser und wir müssten auf jeden Fall da weg. Das trug nicht unbedingt zur Nachtruhe bei, aber es kamen keine weiteren Schiffe und morgens gings wieder flussabwärts zurück nach Chipiona.

Nach dem schönen Naturerlebnis im Guadalquivir geht es morgen nach Cadiz.


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Kommentare: 2
  • #1

    Michael (Freitag, 31 März 2023 16:36)

    Schön, dass ihr weiter den Blog mit spannendem News bestückt. Auch die Bilder sind wieder sehr schön. Auf den Bericht zu Cádiz bin ich auch gespannt. Da wart ihr ja wieder ein paar Tage länger. Beim Flussabstecher hatte ich gerätselt ob ihr auf halber Strecke nach Sevilla aufgegeben habt � Schade, dass ein Treffen in Deutschland doch nicht geklappt hat. Aber angesichts eures Pensums in der Zeit verständlich.
    Liebe Grüße
    Micha

  • #2

    Gernot (Sonntag, 07 Mai 2023 16:24)

    Da kann ich mich Micha nur anschließen: schön mal wieder eure interessanten und spannenden Berichte zu lesen und die schönen Bilder anzugucken.
    Sitze gerade Hi re im Maybach auf dem Rückweg von der Matchmore ;=)
    Schon unglaublich, was ihr an Bord alles zu warten habt. Aber wir kennen euch ja: da ist technisch alles tip top, so würde euch keiner die Jobber auf Stand der Technik halten.

    Weiter so, immer die hanbreit Wasser unterm Kiel

    LG Gernot