Marrakesch

 

Hicham, der Marinero, war pünktlich am Sonntagmorgen am Hafen, um uns mit seinem Auto nach Casablanca zum Bahnhof zu fahren. Wir mussten am Hafen auschecken, durch mehrere Schranken mit diversen Uniformierten, bei der Polizei vorbei und unsere Pässe abholen, die dort deponiert waren, unser Gepäck durchleuchten lassen, versichern, dass wir die Drohne nicht dabeihaben und dann wurden wir sehr freundlich verabschiedet. Wir hatten online kein direktes Zugticket von Mohammedia nach Marrakesch finden können, deshalb fuhren wir über Casablanca. Die Zugverbindungen zwischen den größeren Städten in Marokko sind günstig und zuverlässig, daher war dies eine gute Option für uns.

Casablanca ist eher eine moderne Stadt mit viel Industrie und Wohnvierteln, die für unsere Augen wie die Armenviertel in Kalkutta wirken … Lehmhütten mit Wellblechdächern ohne Strom und Wasser. Wie erfuhren einiges über Hichams familiären Hintergrund und seine diversen Jobs. Sein Navi schickte uns falschrum durch eine Einbahnstraße und wir hielten alle mal kurz den Atem an.

Die Zugfahrt dauerte 3 Stunden, wir wurden von einem Mitarbeiter des Riads „Les trois palmiers“ mit dem Auto abgeholt und im Riad sehr nett mit Thé à la menthe (marokkanischer Pfefferminztee) empfangen. Wir bezogen unsere Zimmer und fühlten uns in 1001 Nacht angekommen.

 

Nachmittags wagten wir uns in das Labyrinth des Souks (Basar) und liefen gleich mal Abdullah in die Arme, bei dessen Geschäft wir vielleicht einen kurzen Moment zu lange stehen geblieben waren und schon hatten wir verloren. Er zog uns in seinen Laden, zeigte uns sein einzigartiges Angebot von Schals, die wir ja in der Wüste brauchen würden und lieferte auch gleich eine Anleitung zum Binden eines Turbans mit(Klicke auf die 2 Links: Abdullah mit Edith , Abdullah mit Jutta). Also gut … wir kauften jeder einen Schal plus einen für eine deutsche Freundin dazu versuchten noch ein bisschen zu handeln, weil man das ja so macht. Irgendwie wurden wir aber das Gefühl nicht los, auf sehr charmante Art über den orientalischen Tisch gezogen worden zu sein. Wir bekamen im Anschluss noch ein kleines Seminar zum Thema natürliche Farbstoffe und wurden gleich weitergeleitet zu Abdullahs Sohn, Schwager, Cousin oder was auch immer, der mit Gewürzen handelte. Auch hier gab es einzigartige Dinge für die Küche und die Hausapotheke (z.B. Wix Vapo). Nach einer weiteren Stunde im völlig unübersichtlichen Souk hatten wir es auf eine Dachterrasse mit kaltem Bier geschafft und später auf ein Abendessen an einem der zahlreichen Essensstände auf dem zentralen Platz „Djemaa el-Fna“ übersetzt Platz der Gehängten. Unser Riad hatte eine verwinkelte Dachterrasse, auf der man in verschiedenen Sitzecken hoch über den Dächern von Marrakesch bei einem Glas Wein und den Gesängen des Muezzin den Tag ausklingen lassen konnte.

 

 

Am Tag 2 stand die ehemalige Koranschule Medersa Ben Youssef in der Medina auf dem Programm, der einst mächtigste Ort der islamischen Welt. Die Schule wurde im 14. Jahrhundert gegründet, hatte 150 kleine Zellen für fast 900 Schüler. Es gibt wunderschöne Mosaike, Schnitzereien und Stuckarbeiten. Anschließend schauten wir uns noch den Bahia-Palast am südlichen Rand der Medina an, der andalusische und maurische Baukunst vereint … auch hier Gärten, Innenhöfe und beeindruckende Handwerkskunst aus 1001 Nacht. Bei 38 Grad im Schatten sind diese Besichtigungstouren aber sehr anstrengend und wir entschieden uns, zum Riad zurückzukehren für eine Siesta. Mit frischen Kräften machten wir uns abends auf in ein iranisches Restaurant und wieder die tolle Dachterrasse des Riads

.

 

An Tag 3 hatten wir uns den Jardin Majorelle vorgenommen, den man vorbuchen musste, weil ansonsten viel zu viele Touristen (hauptsächlich Franzosen) gleichzeitig den Garten überfluten würden. Der botanische Garten ist ca. 4000 qm groß und gilt als einer der schönsten Gärten weltweit. Es gibt Pflanzen von allen 5 Kontinenten und Yves Saint Laurent kaufte den Garten 1980 und lebte hier zeitweise in seiner Villa auf dem Gelände, was vielleicht die Pilgerstätte der Franzosen erklärt. Der Garten war absolut sehenswert, aber trotz Terminvereinbarung auch sehr voller Menschen. Der Weg zurück zum Riad war lang, staubig, brütend heiß und somit hatten wir uns eine Siesta redlich verdient. Später besuchte uns noch Mohamed in unserem Riad, der Cousin von Ismail aus Deutschland, über den unsere Buchung des noch folgenden Roadtrips zustande kam. Er erklärte uns ein paar organisatorische Dinge für den nächsten Morgen, an dem die Tour starten sollte. Wir waren sehr gespannt, was da auf uns zukommen würde.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0