Tag 1
Ismail, unser Guide, holte uns morgens nach dem Frühstück in der Nähe des Riads mit einem Geländewagen (Toyota Landcruiser Prado) ab. Wir verließen Marrakesch in Richtung Hoher Atlas und Tizi n´tichka Pass (2260m), plauderten mit Ismail und lernten uns kennen, da wir ja die nächsten Tage zusammen verbringen würden. Ismail sprach ein bisschen Deutsch und sehr gut Englisch. Wir lernten gegenseitig, er mehr Deutsch und wir ein bisschen Arabisch. Ismail stammte aus der Region der Sahara und seine Großeltern waren noch Nomaden, somit wusste er spannende Dinge zu erzählen aus einem völlig anderen Kulturkreis.
Unsere erste Station auf der Straße der tausend Kasbahs war, nach einer Kaffeepause an einem Pass mit grandioser Aussicht auf einige Berberdörfer, die Kasbah de Telouet auf 1650 m Höhe. Sie liegt an der ehemaligen Route der Karawanen von der Sahara über das Atlasgebirge nach Marrakesch. Der letzte Feudalherr Thami El Glaoui, Pascha von Marrakesch, regierte den Atlas mit eiserner Hand, häufte ein Vermögen an und machte sich viele Feinde, was man ihm durchaus ansehen kann. Wenn man das verfallene Äußere der Kasbah sieht, vermutet man nicht die wunderschönen, bemalten Zedernholzdecken und die gut erhaltenen Mosaike, sowie die tollen Ausblicke über die umliegende Landschaft.
Nach einer sehr leckeren Tajine auf einer nahegelegenen Terrasse, ging es weiter an der Kasbah Ait-Ben-Haddou vorbei, die wir uns nur von außen angesehen haben, da wir uns den Marsch bergauf bei sengender Hitze in einer Touristenkarawane ersparen wollten. Ismail war der Ansicht, dass die Kasbah von außen betrachtet viel beindruckender sei, womit er absolut recht hatte. Danach ging es, vorbei an den Atlas-Studios in Ouarzazate, wo u. A. Game of Thrones gedreht wurde und vorbei am Solarkraftwerk Ouarzazate, dem weltweit größten konzentrierten Solarkraftwerk, zu unserer ersten Übernachtungsstation in Skoura, ein Riad mit Pool … super nach dem ereignisreichen Tag.
Tag 2
Ismail holte uns morgens ab und fuhr uns als erste Station zur Kasbah Amridil, wo wir eine ausgedehnte Führung bekamen. Diese Kasbah ist weniger palastartig gestaltet als Telouet, bietet aber einen guten Einblick in das alltägliche Leben in so einer Festung und Funktion der einzelnen Räume. Die Lage der Kasbah innerhalb des riesigen Palmenhaines ist beeindruckend schön.
Der Rest des Tages war geprägt von sehr kargen Gebirgslandschaften, mittelalterlichen Berberdörfern, tiefen Schluchten und immer wieder dem Kontrast von braun-bis rotem Fels und sattem Grün in Palmenhainen, sobald nur etwas Wasser vorhanden ist. Untermalt wurde die Fahrt durch Ismails Playliste von marokkanischer Musik.
Wir hatten eine Begegnung an einer Parkbucht an der Dades Schlucht, wo ein vielleicht zehnjähriger Junge mit einem blauäugigen Dromedar (diese Tiere sind taub) stand und nach Geld, Wasser und Essen fragte. Mit Wasser konnten wir dienen, zu essen hatten wir leider nichts dabei. Nach einer Kaffeepause fuhren wir noch einmal an der Parkbucht vorbei und brachten ihm ein Fladenbrot vorbei. So eine Begegnung gibt einem schon zu denken und relativiert die eigenen kleinen Probleme. Letzte Station an diesem Tag nach der Besichtigung der Todra Schlucht war das sehr schöne Riad Dar Sofian mit Pool im Innenhof in Zagora. Zagora war damals der Ausgangspunkt der Karawanen in Richtung Timbuktu in Mali. Da muss man erstmal googeln, wo das liegt. Wenn man die Kargheit und Dürre in diesen Regionen sieht, kann man sich schon fragen, ob so ein Pool für Touristen wirklich sein muss.
Tag 3
Ismail holte uns am nächsten Morgen nach einem tollen Frühstück im Riad Dar Sofian ab und war, passend für die Wüstentour, in Kaftan und Turban gekleidet. Nach einem Foto mit uns in seinem schönen Outfit und dem Spruch:“ Die Karawane zieht weiter“ ging es also auf in die Sahara, auf die wir alle besonders gespannt waren. Nach dem Besuch einer traditionellen Keramikwerkstatt fuhren wir nach Mhamid, dem Heimatdorf von Ismail, und dem Ende der Welt bzw. der befestigten Straßen. Hier hatten wir zunächst eine Mittagspause mit Tajine und Pool, bevor uns Ismail, nach einem Besuch bei seiner Familie, wieder abholte. Jetzt ging es mit dem Geländewagen in die Wüste, ziemlich holprig über Sandhügel, Steinflächen, an kargen grünen Büscheln vorbei und Ismail blühte total auf und hatte Spaß am Fahren. Thomas durfte auch eine kleine Strecke fahren, bis Ismail wieder das Lenkrad übernahm. Für uns war in dem leichten Sandsturm absolut kein Weg erkennbar, dem er folgte, aber unser Guide versicherte uns, dass es sich eher in Marrakesch verfahren könnte als in der Wüste … na gut.
Die Fahrt dauerte etwa 3 Stunden und wir gaben unsere Vorstellung, dass Wüste nur Sand bedeutet, auf, denn die Wüste hatte so viele unterschiedliche Gesichter (Klick auf diesen Link) auf . Ismail erzählte uns, dass in der feuchten Jahreszeit 1 Meter hoher Rucola hier wächst, was wir kaum glauben konnten. Wir trafen unterwegs auf 2 Nomadenfrauen, die in einem winzigen Zelt, mitten im Nirgendwo hockend, kleine selbstgemachte Kamelfiguren verkauften. Man zeigte uns, wie sie mit feuchten Tüchern Ihre Wasserbehälter kühl halten. Dann begegneten uns noch einige holländische Motorradfahrer mit einer Panne, die schon 2 Stunden in voller Montur in der Hitze saßen und auf einen Freund warteten, der mit einem Ersatzteil zurückkommen sollte. Wir ließen eine Flasche Wasser dort. Auf dem weiteren Weg zum Wüstencamp Erg Chegaga, hatten wir eine seltsame Erscheinung. Wir waren alle sicher in der Ferne eine große Düne zu sehen, auf die ein weißer Geländewagen hochfuhr und herunterrutschte. Ismail fuhr näher hin und wir mussten feststellen, dass es nur ein kleiner Sandberg mit einer rollenden leeren Wasserflasche war. Komplett verblüfft, wie sehr die Urteilsfähigkeit in dieser Umgebung schwinden kann und die Dimensionen verschwimmen, kamen wir wenig später im Camp an, wo wir mit Thè á la Menthe in einem Zelt empfangen wurden. Wir bekamen zwei Schlafzelte zugewiesen und versuchten, die Hitze weg zu atmen.
Um 19.00 Uhr, als es nicht mehr so heiß war, nur etwa 40 Grad, half uns Ismail, die Turbane zu binden, denn jetzt sollte es zum Kamelreiten gehen. Mit ein paar Franzosen waren wir zu acht mit zwei Guides und kletterten auf die Sättel der liegenden Tiere, die sich dann erhoben. Ismail hatte uns erklärt, Dromedare seien Trampeltiere, was sich auch so anfühlte. Besonders, wenn es die Düne bergab ging, war es schon sehr „trampelig“ und nach einer halben Stunde wurden wir abgeladen und konnten inmitten einer Dünenlandschaft, wie sich ein Europäer die Wüste vorstellt, den Sonnenuntergang bewundern (Klick auf diesen Link). In einiger Entfernung war eine Gruppe von Kamelen zu sehen und das Ganze war schon etwas unwirklich.
Zurück ging es dann wieder per Kamel und wir verabschiedeten uns von diesen faszinierenden Tieren, über die wir jetzt schon einiges gelernt hatten. Nach dem Kamelritt gab es ein sehr leckeres Abendessen, wieder mal Tajine, und eine Trommelsession.
Als eine riesige Heuschrecke ins Essenzelt flog und für etwas Aufregung sorgte, grinste Ismail ganz breit und sagte auf Deutsch: „Schmetterling!“ Na ja, vielleicht macht man das Zelt vor dem Schlafengehen doch besser zu.
Tag 4
Um 8.00 Uhr am nächsten Morgen zog die Karawane weiter. Wir fuhren auf für uns unsichtbaren Wegen Richtung Iriki-see (Klick auf diesen Link). Unterwegs begegneten uns einige Kamele, und wir erfuhren, dass sie von Ihrem Besitzer ein Brandmal bekommen und somit klar ist, wem sie gehören. Sie bewegen sich dann völlig eigenständig in Gruppen, vermehren sich, überqueren Grenzen und wenn jemand ein Tier sieht, schickt er ein Foto mit der Position (weil viele Menschen nicht lesen und schreiben können) in eine Kamel-WhatsApp-Gruppe, so dass der Besitzer weiß, wo sein Tier sich aufhält.
Wir hielten ein paarmal an, um diese tollen Tiere zu beobachten und Ismail „redete“ ein bisschen mit Ihnen, er sagte, sie fühlten sich nicht wohl, wenn es ganz still ist, deshalb gibt man besser ein paar Laute von sich.
Die Landschaft wechselte ständig von Sand auf Stein und karge Bewuchs und am ausgetrockneten Iriki-see angekommen, erlebten wir eine schier endlose Weite mit ganz viel Nichts außer einigen Fossilien, die davon zeugen, dass es doch Wasser gegeben haben musste. Zu manchen Zeiten hat der See wohl einige Zentimeter Wasser und ist dann unpassierbar, weil schlammig.
Einige Zeit später trafen wir auf ein einsames Schaf, das wohl seine Herde verloren hatte … abgemagert irrte es umher. Ismail schnitt eine leere Plastikflasche seitlich auf und schüttete Wasser hinein, rief das Schaf und uns blieb nichts anderes übrig, als dem nächsten Schafhirten, der uns begegnete, ein Foto und die Position zu zeigen und zu hoffen, dass jemand sich kümmerte, denn lange würde das Tier nicht mehr durchhalten. Nach 90 km von Erg Chegaga aus erreichten wir Foum Zgid, die kleine Stadt am Rande der Sahara.
Später stand noch die Besichtigung einer Teppichmanufaktur, Mittagessen und eine Kooperative, die Safran anbaut, auf dem Programm. Müde und voller Eindrücke erreichten wir abends unser Riad Dar Tourkia in Taroudant.
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