Ingrid und Alfred kamen am 12. Juni mit der Fähre aus Madeira, wo sie schon ein paar Tage verbracht hatten, zu uns nach Porto Santo. Wir holten die Beiden im Fährhafen ab. Mit Ingrid zusammen hatte ich vor vielen Jahren das Bodensee-Schifferpatent und ein paar Funkscheine gemacht, also hatten wir einen weiteren Experten an Bord.
Ingrid und Alfred checkten ein auf Jobber, die sie schon aus Holland kannten, nicht ohne Anlegeschnaps natürlich, wir verbrachten den Tag an Bord und am Strand und gingen abends in eine Poncha-Bar und bestellten 1 m Poncha. Das ist das Nationalgetränk auf Porto Santo und Madeira und es gibt ihn an jeder Ecke. Er besteht aus Zuckerrohrschnaps, Honig, Zitronenschalen, Maracuja …. sehr lecker. Wenn wir Besucher haben, heißt das für uns, wir lassen Bootsprojekte Bootsprojekte sein und haben auch Urlaub, unternehmen was Schönes und genießen die Zeit zusammen.
Am nächsten Tag mieteten wir zwei Roller, Thomas und ich hatten schon Übung und für Alfred, der zu Hause ein Motorrad hat, war das auch kein Problem. Wir schauten uns die schönsten Miradouros (Aussichtspunkte) an und einen kleinen botanischen Garten mit exotischen Vögeln. Thomas schloss direkt Freundschaft mit einem grünen Papagei, der sehr anhänglich war.
Der letzte Tag auf Porto Santo verging mit Vorbereitungen für die Überfahrt nach Madeira und einem kleinen Abschiedstreffen mit den Crews der BALU und UMIAK, die wir in der Zeit auf Porto Santo liebgewonnen hatten. Wir verabschiedeten uns mit „bis bald … wir sehen uns bestimmt wieder!“
Die Überfahrt nach Madeira, zum Hafen Quinta Do Lorde, den wir im Vorfeld für 4 Wochen gebucht hatten, dauerte 6 Stunden bei leider weniger Wind als angesagt. Quinta Do Lorde ist ein kleiner Hafen an der Ostspitze der Insel mit einem gerade in Renovierung befindlichen Resort, einem sehr kleinen, sehr teuren Lebensmittelladen, einem Restaurant und ansonsten NADA. Wir hatten in La Linea (Gibraltar) einen Deutschen getroffen, der uns den Kontakt zu einem Segelmacher auf Madeira gab, der wiederum einen Dauerliegeplatz im Hafen hat, aber kein Boot. Von ihm konnten wir den Platz quasi zur Untermiete buchen … ein bisschen inoffiziell als Freunde von ihm, natürlich kostenlos und in Wirklichkeit für etwa ein Drittel desoffiziellen Preises … win-win also. Durch die schöne, aber Weit-ab-vom-Schuss-Lage des Hafens war klar, dass wir ein Mietauto brauchen würden, das wir am nächsten Tag mit Hilfe von Armanda im Hafenbüro buchten.
Wir bekamen einen VW T-Cross, der zu viert super bequem war. Autofahren auf Madeira ist eine echte Herausforderung, es gibt Schnellstraßen, hier wechseln sich Tunnel und Brücken ab, aber auch viele kleine, sehr kurvige und unglaublich steile Bergstraßen, die man nur im ersten Gang gerade noch so raufkommt. Glücklicherweise gibt es wenig Verkehr, denn an vielen Stellen hält man die Luft an und denkt: „Hoffentlich kommt jetzt kein Bus um die nächste Kurve!“ Thomas hatte Spaß am Fahren und so schauten wir uns ausgiebig die Insel an und bestaunten die großartige Landschaft.
Wir machten ein paar Wanderungen entlang der landestypischen Levadas (künstlich angelegte Wasserläufe mit sanftem Gefälle, die Wasser vom Norden und dem Zentrum der Insel in den regenärmeren Süden transportieren), die auch im Regen ihren Reiz haben, besuchten den Bauernmarkt in Santo da Serra, wo man sonntags auf dem Holzkohlegrill Fleischspieße grillen kann, verbrachten einen Tag in Funchal und einen Tag im Westen der Insel in Porto Moniz, wo es natürliche Lavabecken gibt, in denen man im Meerwasser schwimmen kann. Wir hatten eine sehr schöne, entspannte Woche zusammen.
Nach einer Woche Madeira flogen Ingrid und Alfred wieder nach Hause. Der Flughafen auf Madeira ist ziemlich besonders, weil die Start- und Landebahn auf Betonstützen steht, teilweise über dem Meer und unterhalb der Bahn gibt es Landstellplätze für Boote.
Wir hatten ein paar Tage Zeit bis unsere nächste Besucherin an besagtem Flughafen anreiste und nutzten die Zeit (Schluss mit Urlaub!) um Markisenstoff für die Verschattung der Decksluken zu kaufen, das Kühlmittel im Motor abzusaugen, den Kreislauf zu spülen und neues Kühlmittel einzufüllen und ein paar kleinere Reparaturen zu erledigen.
Am 26. Juni kam Moni, eine liebe Freundin aus Münster, für eine gute Woche, brachte eine kleine Hitzewelle und ein paar Dinge mit, die wir zu ihr nach Münster bestellt hatten, mit und wir gingen spontan wieder in den Urlaubsmodus.
Wir besuchten den Botanischen Garten oberhalb von Funchal, zu dem man mit einer Seilbahn fahren kann, wenn gerade kein Sturm ist, wie leider an dem Tag der Fall. Da es an diesem Tag 33 Grad im Schatten war, liefen wir im portugiesischen Tempo und hingen eine Weile in einer Bar im Schatten ab. Den Nachmittag verbrachten wir im klimatisierten Auto und bestaunten die beindruckende Natur.
Am nächsten Tag immer noch heiß, war der perfekte Tag für die Meerwasserbecken in Porto Moniz, wo wir ja schon mal waren und den darauffolgenden Tag verbrachten Moni und Jutta in Funchal auf Mädels-Shoppingtour. So ein schöner Tag … das hatte ich wirklich vermisst. Abends gingen wir zu viert in Funchal essen, wir hatten unseren Hafen-Nachbarn Holger aus Berlin mit nach Funchal genommen, und erfuhren ein paar spannenden Geschichten aus seinem Leben. Es ist immer wieder schön, interessante Menschen mit so ganz anderen Biographien kennenzulernen.
Einen weiteren Tag verbrachten wir mit NIX, also lesen, daddeln, Nachrichten schreiben … nur Thomas griff natürlich zum Schraubenzieher und reparierte den Akku-staubsauger, der auf der letzten Überfahrt zu Bruch gegangen war … jetzt läuft er wieder.
Am Samstag hatten wir uns eine Levada-Wanderung nach Monte vorgenommen. Die ersten Kilometer mit geringer Steigung waren entspannt und wir blieben immer wieder stehen, um Fotos von der grandiosen Pflanzenwelt zu machen … hier wachsen Amaryllis einfach so im Wald … unglaublich. Der letzte Teil der Wanderung ging dann steil runter und steil wieder rauf nach Monte, was uns im Vorfeld nicht so klar war. Wir kamen schweißgebadet in Monte an und machten Pause auf einer Terrasse mit Traumblick ins Tal. In Monte startet eine der bekannten Touristenattraktionen auf Madeira : Korbschlittenfahren. Zwei professionelle Schlittenschupser pro Schlitten in weißer Kleidung und mit Strohhut schupsen die aus Holz und Korbgeflecht bestehenden Schlitten für 2 oder 3 Personen eine sehr steile Straße runter. Sie stehen hinten auf dem Schlitten und schupsen ihn auch geschickt um die Kurven, während Autos auch noch auf der Straße fahren. Interessant wird es, wenn auf der steilen Straße ein Auto ausparkt, während ein Schlitten von oben angerauscht kommt, aber auch das haben die Schubser im Griff.
Am Sonntag stand wiedermal der Bauernmarkt auf dem Programm, weil`s beim letzten Mal so nett war, diesmal mit Moni und Holger, unserem Nachbarn.
Am Montag, Monis letztem Urlaubstag, schauten wir uns den östlichsten Zipfel der Insel an, Sao Lourenco, mit atemberaubenden Ausblicken und Abgründen, eine der beliebtesten Ziele auf der Insel, somit waren wir hier leider nicht allein unterwegs.
Sehr schnell war die super entspannte Woche mit Moni wieder rum, die wir bestimmt mal wiederholen … vielleicht auf den Kapverden?
Wieder allein an Bord, gab es ein paar Punkte auf der To-Do-Liste abzuarbeiten : Ersatzteile bei Volvo besorgen, unser Angelequipment vervollständigen, Teakfugen erneuern, Rost bekämpfen, Wäsche waschen, Einkaufen … aber auch eine sehr schöne weitere Levada-Wanderung zu einigen Wasserfällen in der Nähe von Santana.
Inzwischen sind unsere Tage auf Madeira gezählt, der Liegeplatz und das Mietauto enden am Sonntag und wenn das Wetter passt, werden wir uns auf den Weg nach Lanzarote, event. Fuerteventura und dann Gran Canaria machen, denn am 30. Juli kommt Johanna mit Freund für 10 Tage und darauf freuen wir uns seeeehr.
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