Adios Madeira - Ola Lanzarote y Gran Canaria

 

Nach zwei Geburtstagspartys an einem Tag und einem netten Abend mit drei Holländern, die wir aus Porto Santo kannten, in der Hafenbar, kam der Tag des Aufbruchs immer näher. Wir gaben das Mietauto ab, an das wir uns nach 4 Wochen richtig gewöhnt hatten, kochten ein paar leckere Gerichte für die Überfahrt vor und verabschiedeten uns von liebgewonnenen Nachbarn mit der Hoffnung, dass man sich ja sicher wieder trifft. Es ist schon toll und auch ein bisschen traurig, wenn man von winkenden Menschen und fliegenden Drohnen auf der Hafenmole verabschiedet wird.

 

 

Auf der Überfahrt nach Lanzarote, 1,5 Tage und 2 Nächte begleitete uns eine fiese, steile Welle, die Jutta ihre erste und hoffentlich letzte Seekrankheit bescherte. Die erste Nachtwache ging noch, aber die Zweite musste der Skipper allein bewältigen, so dass wir beide sehr müde morgens in einer Ankerbucht der nördlich von Lanzarote gelegenen Insel La Graciosa für eine Nacht den Anker fallen ließen … ein perfekter Platz zum Ausruhen mit Traumstrand.

 

Am nächsten Morgen gab`s ein Geburtstagsfrühstück für Jutta und ein spannendes Ankermanöver, weil sich der Anker in einer Felsspalte verklemmt hatte und sich nicht einholen lassen wollte. Thomas musste 6 m Tauchen, ein Seil am Anker festknoten, dass wir dann auf eine Klampe an Deck legten, über den Anker fuhren und ihn so lösen konnten.

 

 

Auf der Überfahrt nach Lanzarote hatten wir tolles Segelwetter, guten Wind und landeten nachmittags wohlbehalten in unserer Box der Marina Lanzarote in Arrecife neben Jose, einem sehr liebenswürdigen Franzosen, der sich freute, jetzt deutsche Nachbarn zu haben und mal wieder deutsch sprechen zu können. Das hatten wir auch noch nicht so oft! Die gute Woche in Arrecife verging sehr schnell mit Erledigungen bei Bootsausstattern (ja, unglaublich, dass man immernoch irgendwas braucht, oder?), dem Füllen unserer Gasflasche, die „ganz plötzlich“ leer war, Kaffeetrinken mit Freunden von Freunden, ein Bier mit der Crew eines Bootes, dass auch schon in der letzten Ankerbucht war und mal mit dem Dinghi vorbei kam „Ach, Ihr seid ja auch hier! Wie nett … kommt doch mal vorbei!“ Dann guckt man andere Boote an, sieht Dinge, die man dann auch brauchen kann und schon muss man wieder zum Shipchandler, zum Angelshop oder in eine Dreherei, wo man sich eine neue Ankerrolle drehen lässt. Unser französischer Nachbar Jose, 72, lud uns noch mit zwei anderen Seglern auf die Besichtigung seines Alubootes ein, das er selbst entworfen und bauen lassen hat. Ein sehr spannender Nachmittag mit ebenso spannenden Geschichten des ehemaligen Piloten und Mini Transat Teilnehmers, der mit Boris Herrmann zusammen unterwegs war. Von Lanzarote hatten wir nicht viel gesehen, weil wir planten, mit Freunden noch einmal wieder zu kommen.

 

 

 

Die nächste Etappe ging von Arrecife an der Ostküste von Lanzarote runter, nördlich von Fuerteventura vorbei Richtung Gran Canaria, denn Johanna würde uns mit ihrem Freund Stevo für 10 Tage auf Gran Canaria besuchen. Wir starteten am späten Vormittag und wollten am darauffolgenden Tag morgens in Las Palmas sein. Alles lief nach Plan und wir fuhren vor Las Palmas durch ein Ankerfeld großer Frachtschiffe, wurden von einem Schlepper angefunkt, der 300 m hinter sich ein 400 m langes Trockendock schleppte … dem wollten wir lieber nicht in die Quere kommen. Im Hafen stellten wir fest, dass sich einige „blinde Passagiere“ auf unser Schiff eingeschlichen hatten.

 

In der Marina von Las Palmas kann man keine Reservierung für einen Liegeplatz vornehmen, „nada“, man fährt hin, spricht vor und man kann bleiben oder wird wieder weggeschickt, was einigen Leuten passiert ist, die wir getroffen hatten. Entsprechend nervös waren wir im Hafenbüro, aber wir hatten Glück und durften bleiben, „bis auf Weiteres.“ In Las Palmas startet im November die ARC (Atlantic Rallye for Cruisers), bei der wir ja ursprünglich auch angemeldet waren, uns aber vor ein paar Wochen überlegt hatten, die Atlantiküberquerung doch in Eigenregie zu machen und uns abgemeldet hatten. Die einigen Hundert Teilnehmer fallen so nach und nach in den Hafen ein und alle anderen müssen raus.

 

 

 

Da es sehr warm war in der Marina nutzten wir die Zeit bis Johanna kommen würde, gruben ein altes Sonnensegel, das mit dem Boot kam, aus, breiteten es aus, vermaßen es und schneiderten es um, so dass es aufs Vorschiff passte.

 

Am 30.8. kamen Johanna und Freund Stephan zu Besuch, worauf wir uns sehr gefreut hatten. Sie hatten 10 Tage Zeit und wir mieteten uns für 3 Tage ein Auto, um uns Gran Canaria etwas genauer anzusehen. Die Insel ist sehr gebirgig, es gibt einige beeindruckende Vulkankrater, an deren Rand man entlang wandern kann, beeindruckende Felsformationen, ein paar hübsche Ortschaften, Wohn- und Vorratshöhlen, eine Rumdestillerie und grandiose Wandermöglichkeiten, für die es leider viel zu heiß war. Die Hitzewelle hatte uns zu der Zeit fest im Griff.

 

 

 

Las Palmas hat eine sehr schöne Altstadt mit Tapasbars und tollen Plätzen, in der abends das spanische Leben tobt.

 

In der Marina Las Palmas, die eine der größten auf den Kanaren ist, gibt es eine unter Seglern berühmte, kleine Bar, die „Sailors Bay“. Hier waren wir ziemlich häufig zum Frühstück, zur Pizza oder zwischendurch. Hier trifft man immer Leute, die sich teilweise schon Monate oder Jahre hier aufhalten. Man palavert lautstark und trinkt Barraquito, ein geschichteter Kaffee aus Kondensmilch, Likör, Espresso und aufgeschäumter Milch.

 

 

 

Den Süden der Insel, der mehr touristisch geprägt ist, ließen wir aus, den schauten wir uns ein paar Tage später vom Boot aus an. Wir starteten samstags mit ruppiger Welle und viel Wind an der Ostküste Gran Canarias in Richtung Süden. In den Wetterapps sieht man sogenannte acceleration zones. Das sind Bereiche, in denen der Wind durch die Topographie der Insel oder durch Düseneffekte zwischen verschiedenen Inseln um einige Windstärken zunimmt. Diese Bereiche sind unter Seglern gefürchtet und man versucht sie möglichst zu vermeiden. Manchmal kommt man aber nicht drumherum und muss durch, wie in unserem Fall. Jobber meisterte das aber sehr stoisch und unbeeindruckt, im Gegensatz zu uns. Im Süden der Insel wechselte die Windrichtung schlagartig um 180 Grad und dann wurde es ruhiger…geschafft!

 

Wir verbrachten 2 Nächte am Anker in einer Bucht im Süden, in der es eine Menge großer Hotels und, durch das Wochenende, eine Menge spanischen Halligalli gab … viele Motoryachten mit Bikinischönheiten und lauter Musik, braungebrannte Helden auf Jetskis, Tret- und Paddelboote, Schnorchler und vollgepackte Strände, also eine Menge zu beobachten. Nach zwei Tagen Trubel war es dann aber auch genug und wir machten uns auf den Rückweg nach Las Palmas. Der Skipper packte seine nigelnagelneue Schleppangel aus und der Rest der Crew hoffte, dass keiner anbeißt, was dann auch so war. Johanna saß am Bug und versuchte über Stunden, Delphine zu sehen, die eigentlich hätten da sein müssen, sich aber nicht blicken ließen … nur eine große Schildkröte kurz vor der Marina.

 

 

 

Am vorletzten Tag waren Johanna und Jutta noch im „Poema del Mar“, dem zweitgrößten Aquaruim der Welt in Laufentfernung der Marina. Das war wirklich beeindruckend und 3 Stunden waren ruck-zuck rum, genauso wie die 10 Tage mit Johanna und Stephan. Sie flogen am nächsten Tag wieder heim und der Abschied war, wie immer, traurig, aber diesmal nicht so schlimm, weil wir im Oktober für knappe 2 Wochen in Deutschland sein werden.

 

Das Hafenbüro hatte uns ein paar weitere Tage Aufenthalt in der Marina zugestanden, im zweiten Anlauf bis 31. August, so dass unsere nächsten Besucher, Michael und Andrea, die am 30. August in Las Palmas ankommen, uns hier noch antreffen. Wir waren sehr glücklich, noch bleiben zu können, auch wenn wir an einem Tag zweimal innerhalb der Marina den Liegeplatz wechseln mussten.

 

 

 

Also machten wir uns mal wieder an die nie endende To-Do-Liste und nähten aus dem mitgebrachten Persenningstoff ein neues Sonnensegel als Erweiterung des Biminis, um den hinteren Teil des Bootes, in dem wir schlafen, zu verschatten. Und wenn man die Nähmaschine schonmal aus dem hintersten Stauraum ausgegraben hat, näht man auch gleich noch ein paar Deckslukenabdeckungen und die Gastlandflaggen für die Karibik. So vergehen die Tage mit Schwitzen und diversen Bootsprojekten. Gut, dass uns „Nachbarn“ auch mal rauszerren : wir gehen heute zum Essen, zum Frühstücken, zur Markthalle, zum Bier … geht Ihr mit? Waaas das kennt Ihr nicht? Na klar gehen wir mit … gute Idee!

 

 

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