Besuch in Deutschland und zurück nach Teneriffa

 

Wir flogen von Teneriffa Nord aus zunächst nach Barcelona und von dort aus weiter nach Stuttgart. Am Flughafen fielen mehrere Gruppen von Schwarzafrikanern, offensichtlich Bootsflüchtlinge, auf, die mit Sondermaschinen aufs Festland geflogen wurden. Sie waren größtenteils guter Dinge, weil sie die gefährliche Überfahrt überlebt hatten und dachten, jetzt hätten sie es geschafft. Die Kanaren haben inzwischen den Ausnahmezustand ausgerufen, weil an manchen Tagen mehr als 1000 Flüchtlinge, meistens aus dem Senegal, auf den Inseln ankommen. Wie verzweifelt muss man sein,  um in ein Holzboot zu steigen, dass viele Tage auf See unterwegs ist und dann auf eine Insel trifft, oder auch nicht? Welche Perspektive haben diese Menschen?

 

 

 

Wiedermal sehr dankbar, einen deutschen Pass zu haben, mit dem man fast überall hin reisen kann und jederzeit „nach Hause“ kommen kann, kamen wir in Stuttgart an, stiegen in die S-Bahn und in unseren am Bahnhof deponierten Smart. Wir hatten für ein paar Tage ein Zimmer in der Pension unserer früheren Nachbarin Bianca in Ehningen gebucht und hatten Termine mit Ärzten, mit Johanna und einigen Freunden vereinbart.

 

In den Alemannenweg konnten wir nicht, da wohnen ja jetzt unsere Mieter, bei denen wir ein paar Tage später zum Kaffee eingeladen waren. Es war total entspannt und freundschaftlich, wir schauten uns an, wie unser Haus sich verändert hat und gingen mit dem sicheren Gefühl, genau die richtigen Menschen gefunden zu haben, die unser Haus bewohnen, solange wir auf Reisen sind.

 

 

 

Ein paar Tage später fuhren wir mit dem Zug nach Münster und wurden dort von unserem Schwager mit Freundin abgeholt, der uns liebenswürdigerweise sein Auto, ein BMW Z3 Cabrio für die gute Woche in Münster auslieh. Vielen Dank Jürgen, der kleine Flitzer hat viel Spaß gemacht und das Wetter in Deutschland war perfekt zum offen fahren. Wir wohnten, wie schon oft, bei unseren Freunden Thorsten und Sabine, wo wir nicht das Gefühl haben zu Besuch zu sein, sondern uns ganz selbstverständlich wohl fühlen, schön, solche Freunde zu haben.

 

Wir hatten einige Dinge vor, sowas wie Besuche bei unseren Müttern, Impfung gegen Dengue-Fieber und Grippe, Treffen mit Familie und Freunden, Grabpflege auf zwei Friedhöfen ….

 

Ein tolles Event war der Münsterland-Giro, der am 3. Oktober stattfand, eine Radsport- Großveranstaltung, an der Fahrer aus den internationalen Profilagern, sowie ein paar Tausend Amateure teilnehmen. Zufälligerweise organisiert unser Freund Rainer das Event schon seit Jahren, was uns Zutritt zum VIP-Zelt und der Tribüne am Zieleinlauf verschaffte … superspannend!

 

 

 

Am Wochenende vor unserer Abreise kam Johanna mit der Bahn und alte Schulfreunde aus Bielefeld nach Münster, sehr schön und sehr traurig, wenn man sich wieder für unbestimmte Zeit verabschieden muss.

 

Montags gings mit dem Zug nach Köln-Bonn zum Flughafen, was eigentlich kein Problem sein sollte. Ich dachte immer, dieses ewige Gejammer über die deutsche Bahn ist sicher übertrieben … bis unser Zug auf halber Strecke in Wuppertal-Barmen wegen Personalmangels einfach stehen blieb, alle aussteigen mussten und im Laufschritt auf einen anderen Bahnsteig laufen, um den Regionalzug 2 Min später noch zu bekommen, der dann natürlich total überfüllt war. Na gut, wir hatten genug Luft eingeplant, um den Flieger noch zu bekommen, also alles gut. Gegen 21.00 Uhr kamen wir müde im Hafen an, nachdem es, trotz vollem Parkplatz, keinen Mietwagen gab, also Bus fahren und Taxi zum Yachthafen.

 

 

 

Wieder in Santa Cruz de Tenerife hatten wir uns ein Mietauto gebucht, um die neuen Starterbatterien abzuholen, die wir auf Lanzarote bestellt und zur Hälfte bezahlt hatten. Mit dem Gefühl, „das klappt bestimmt nicht“ fuhren wir zu Canaribat und siehe da ... null problemo ... konnten wir unsere neuen Batterien gleich mitnehmen.

 

 

Nach ein paar Bootsprojekten hatten wir uns eine Rundreise mit dem Mietauto über die Insel vorgenommen, von der wir bisher noch nicht viel gesehen hatten. Ein Mietauto buchen auf den Canaris geht so:

 

Man geht zum Büro eines Anbieters und sagt, man hätte gern ein Auto für Tag X. „Nein, da haben wir nichts, da kommt ein Kreuzfahrtschiff und da ist alles ausgebucht.“ Wir haben gegoogelt, es kommt kein Schiff an Tag X und auf der Internetseite gibt es noch Autos. „Ahh ja, es gibt doch noch Autos und der Preis liegt bei X Euros.“ Auf der Internetseite liegt der Preis aber bei X – 20 €. „Ahh ja, dann kostet der Wagen eben X-20 €.“ Unglaublich! Solche Erfahrungen machen wir hier jeden Tag. Hafenmeister haben keine Lust auf den Papierkram und behaupten, in dem leeren Hafen gäbe es keinen Platz und im Normalfall reagiert sowieso keiner auf Anfragen. Mit einer bescheidenen Grundhaltung kommt man hier nicht weit.

 

 

Wir hatten also nach einigen Diskussionen unseren Mietwagen für zwei Tage und fuhren durch das ursprüngliche Anaga-Gebirge über sehr kleine Serpentinen mit tollen Ausblicken Richtung Pico del Teide, dem dritthöchsten Inselvulkan der Erde und gleichzeitig der höchsten Erhebung Spaniens mit 3718 m. Man kann mit einer Seilbahn, für die wir ein Online-ticket für ein bestimmtes Zeitfenster gekauft hatten, bis auf 3555m fahren. Oben angekommen, zogen wir tatsächlich, nach Monaten, ein Sweatshirt an, weil es doch ganz schön kühl war, so weit oben. Es bot sich ein grandioser Ausblick auf eine Kraterlandschaft mit Lavabrocken in unterschiedlichsten Formationen und Farben. So ähnlich muss es auf entfernten Planeten aussehen.

 

 

 

Auf der Fahrt vom Pico zurück konnten wir uns einen Eindruck verschaffen, was die Waldbrände, die ein paar Wochen zuvor begonnen hatten, angerichtet hatten. Diese großen Flächen mit schwarzen Gerippen sind schon traurig anzusehen. In einigen Bereichen schwelt der Brand noch … es fahren noch Ranger in Feuerwehrautos rum, es fliegen immernoch Löschhubschrauber und man sieht hier und da noch Rauch aufsteigen.

 

 

 

Am zweiten Tag schauten wir uns ein paar schöne Städte an, wie San Cristóbal de la Laguna und La Orotava.

 

 

 

So langsam bereiten wir uns auch schon wieder vor auf den nächsten Ortswechsel, d.h. noch ein paar To-Dos wie Gangway verkaufen, Teakfugen erneuern (never-ending-story), Bestandaufnahme der Lebensmittel an Bord und Eintrag in einer App, Elektro-klo zerlegen wegen Leckage (seeehr unschön), die Logge (Geschwindigkeitsmesser durchs Wasser) ziehen und reinigen … ist ein bisschen, wie den Stöpsel ziehen, nur, dass das Wasser nicht raus-sondern reinläuft.

 

 

 

Als nächstes wird es in ein paar Tagen nach La Palma und La Gomera gehen, aber vorher wollen wir noch einen Tag im Anaga-Gebirge wandern, also wieder ein Auto mieten nach bewährtem Muster … mal sehen, ob sie eins für uns haben.

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Michael P. (Montag, 20 November 2023 22:23)

    Hi ihr Zwei Weltenbummler,
    Bin gespannt auf euren Bericht wie es euch so auf dem Weg zu den Kap Verden ging. Viele Grüße aus dem jetzt do h langsam winterlich werdenden Deutschland