Unsere Freunde, Gertraud und Lothar, mit denen wir schon zusammen zur Schule gegangen sind, kamen am 23. Februar abends mit Air France und einem großen Sperrgutpaket in Fort de France an. Thomas holte die Beiden allein vom Flughafen ab, weil nur 3 Personen, 2 Koffer und ein Riesenpaket Platz hatten im Auto hatten. In dem Riesenpaket waren 2 neue Solarpaneele, in dem einen Koffer 3 kleinere Paneele und jede Menge von uns nach Deutschland bestellte Ersatzteile … O-Ton Lothar: „Die letzten Wochen waren wie Weihnachten, jeden Tag neue Pakete auf der Terrasse und keine Ahnung, was drin ist.“
Wir verbrachten den nächsten Tag in Fort de France zum aklimatisieren und besuchten die Destillerie Clement mit ihrer Kunstausstellung und den Stadtstrand von Fort de France. Abends kam unser Hafennachbar Emanuel auf einen Rum vorbei und wir diskutierten ein Thema, das uns gerade sehr beschäftigte: Wo verbringt man am besten die Hurricane-saison (Juni – November)? Emanuel ist in Fort de France zu Hause, hat eine große Motoryacht in der Box neben uns und arbeitet als Lotse, manövriert also Kreuzfahrtschiffe in lokale Häfen. Sein Boot verbringt die Hurricane-Saison in Le Marin auf Martinique und wenn ein Sturm kommt, fährt er raus mit seinen starken Motoren und bringt sich in Sicherheit … für uns ist das keine Option, weil wir nicht so schnell sind und wahrscheinlich nicht die ganze Zeit vor Ort sein werden. Er riet uns zu Curacao oder Trinidad. Wahrscheinlich wird es Curacao, weil Trinidad für ein hohes Maß an Kriminalität bekannt ist.
Unser Segeltörn begann mit einer kleinen Etappe von etwa 10 Seemeilen, bei ruhigem Wetter um die Ecke in die Bucht von St. Anne zum „Einschaukeln“. Hier ankerten wir für eine Nacht und verbrachten den Abend mit der Crew der EMOTION, die wir aus Las Palmas kannten und die gerade erst die Atlantiküberquerung hinter sich gebracht hatte. Wir freuten uns, Thommy und Kathrin wiederzusehen, die ein paar spannende Geschichten zu erzählen hatten, u. A. war Ihnen ein schwimmender Container mitten auf dem Atlantik begegnet.
Unser Plan für die guten 2 Wochen war, bis nach Carriacou zu segeln, weil es uns dort vor ein paar Wochen so gut gefallen hatte und Sandy Island, eine kleine vorgelagerte Insel, der karibische Traum schlechthin ist. Nächste Etappe war St. Lucia, Marigot Bay und Neptun, oder wer immer für die Karibik zuständig ist, bescherte uns ruhiges Segelwetter, so dass niemand seekrank wurde, das ging schonmal gut los. Wir blieben 1 Nacht an einer Boje und Lothar versuchte, eine schlimme Erkältung loszuwerden mit Rumpunsch in der nahegelegenen Bar, was leider nur so mäßig klappte. Wir kauften Bananen und Ananas von einem Boatboy und machten den Fehler, sie nachts im Cockpit aufzuhängen. Am nächsten Morgen waren die Bananen weg und Teile der Früchte im gesamten Cockpit und im Salon verteilt, wahrscheinlich hatten wir nachts Besuch von ein paar Vögeln … eine ziemliche Sauerei.
Die nächste Etappe war eine der längsten, etwa 60 Seemeilen an St. Vincent vorbei, das wir ausließen, weil es auch hier einige Berichte von Diebstählen gab, Richtung Bequia. Wir starteten sehr früh um 6.00 Uhr und hatten auch auf dieser Etappe sehr ruhiges Wetter und relativ wenig Welle. Unterwegs, auf St. Vincent, schauten wir uns noch ein paar Schauplätze des Kinofilmes „Fluch der Karibik“ an, der hier gedreht wurde.
Wir erreichten vor Einbruch der Dunkelheit die Admirality Bay in Bequia, buchten eine Boje für zwei Nächte und genossen den tollen Rundumblick. Mit in der Bucht ankerte die STAR CLIPPER, ein viermastiges Segel-Kreuzfahrtschiff mit 115 m Länge unter Maltesischer Flagge. Wir schauten uns das imposante Schiff mit dem Dinghi aus der Nähe an, fuhren einmal drum rum und genossen die Beleuchtung der Masten in der Dunkelheit.
Bequia ist eine nette kleine Hafenstadt, in der wir am nächsten Morgen zum Einklarieren zu den offiziellen Behörden mussten. Da wir schonmal dort waren, kannten wir uns aus und statteten Sunshine, dem Gemüsehändler auch gleich einen Besuch ab. Wir kauften 9 mittelgroße Fische direkt vom Fischer, wir hatten Einheimische mit den gleichen Fischen in Plastiktüten über die Straße laufen sehen. Der Fischer nahm uns die Fische aus, schnitt den Kopf ab und wir zahlten umgerechnet 7 €.
Thomas brachte die Einkäufe zum Boot und wir buchten noch einen Ausflug über die Insel mit einem offenen Pick-up. Wir erfuhren einiges über die Geschichte von Bequia, die „Island of Clouds“, die abwechselnd in britischer und französischer Hand war. Wir besuchten eine Aufzuchtstation für Meeresschildkröten und unser Guide erzählte uns spannende Geschichten über den traditionellen Walfang mit Harpunen, der um Bequia rum noch von ausgewählten Walfängern betrieben wird, eine sehr archaische und gefährliche Art der Jagd, aber es wird das gesamte Tier verwertet.
Gleichzeitig bekamen wir einen Grundkurs im Brotbacken mit Sauerteig von Gertraud. Wir setzten einen Sauerteig an, der jeden Tag „gefüttert“ werden musste und tauften ihn LUDWIG, nach einem gemeinsamen Schulfreund. „Oh, wir haben Ludwig heute noch nicht gefüttert.“
Weiter gings zu den Tobago Cays durch eine etwas knifflige Einfahrt durch ein Riff. Wir fanden eine freie Boje für 2 Nächte und verbrachten die Zeit mit Schnorcheln, Meeresschildkröten beobachten, kauften eine Goldmakrele und ein paar T-shirts von Mr. Quality. Wir ließen uns die Makrele schmecken, erzählten alte Wisst-Ihr-noch-Geschichten und veranstalteten ein Spotify-Wunschkonzert mit den Bluetooth-boxen im Cockpit … was man so macht, wenn man sich ewig kennt und eine gemeinsame Vergangenheit hat.
Die nächste Etappe, auch nur um die Ecke, war unser Ziel Sandy Island, diese nette kleine Insel mit Traumstrand und ein paar Palmen. Wir verbrachten hier 3 Nächte, zunächst am Anker und wurden dann gebeten, eine freie Boje zu nutzen, um die Umwelt möglichst wenig durch den Anker zu belasten. Hier vor Sandy Island ließen sich Fischer beobachten, einige Kitesurfer und ein kleiner Junge kam vorbei, der gegen eine Gebühr, Müll von den Seglern einsammelte. Wir ließen uns 2-mal mit dem Wassertaxi des Paradise Beach Clubs abholen, tranken zunächst einen Cocktail am Strand und aßen dann ein paar leckere Gerichte von der kreolisch geprägten Speisekarte, u. A. gegrillten Lobster. Der Beach Club hat eine sehr eigene und relaxte Atmosphäre (hier klicken für ein Video)
Gleichzeitig mit uns ankerte LE PONANT vor Sandy Island, ein französisches dreimastiges Segelschiff, das als Kreuzfahrtschiff eingesetzt wird … sehr exklusiv mit max. 64 Passagieren. Für die Passagiere wurden auf der Insel eine Anzahl von Pavillons und Sonnenliegen, sowie eine Bar aufgebaut. Die Passagiere wurden vom Boot auf die Insel gebracht und dort betüdelt … schon ein bisschen dekadent. Abends wurde dann ein Disneyfilm auf eins der Segel projiziert.
Nach diesen Trauminsel-Bilderbuchtagen ging es wieder nach Norden an Union Island und Canouan vorbei Richtung Bequia, wo wir wieder aus St. Vincent und den Grenadines ausklarieren mussten. Auf dem Weg zum Dinghi-dock erwischte uns ein Regenschauer, der in der Karibik sehr kurz und sehr heftig sein kann, innerhalb von Sekunden hat man keine trockene Faser mehr am Körper … na ja, es war ja warm und da hilft ein lokaler Rum.
Am nächsten Morgen hatten wir, wie auf dem Hinweg, wieder die große Etappe, 60 Seemeilen, nach St. Lucia vor uns, also ging es wieder früh los. Wir hatten guten Wind und kamen flott voran. Direkt hinter Bequia begegneten uns gleich zwei Kreuzfahrtschiffe der gleichen Reederei aus verschiedenen Richtungen, eins auf Kollisionskurs, die beide nach Bequia wollten … gut, dass wir die Bucht verlassen hatten, denn jetzt sollte es voll werden in dem kleinen Ort.
Unterwegs, Richtung Marigot Bay, kam ein Fischer längsseits, der uns fangfrischen Thunfisch anbot. Wir entschieden uns für den größten, den er hatte, baten ihn, den Fisch zu filetieren und freuten uns schon auf das leckere Abendessen. Wir bezahlten den Fisch mit EC-Dollars (East Caribbean Dollars) und schenkten ihm noch ein Brot.
In der Marigot Bay legten wir an einer Boje an … man kannte uns schon … „hello, nice to meet you again!“ Unser Plan war es, in St. Lucia gleichzeitig ein -und auszuklarieren, weil wir am nächsten Tag in die Rodney Bay (St. Lucia) um die Ecke wollten, und um dort steuerfrei tanken zu können, muss man vorher ausklariert haben. Die ganze Prozedur in drei verschiedenen Büros dauerte ganz schön lange, aber wir schafften es noch rechtzeitig zur Happy Hour in die nette kleine Bar am Wasser. Kurzfristig kam Plan B zum Einsatz, wir vertagten den frischen Thunfisch auf den nächsten Tag und guckten mal, was die Speisekarte so hergab.
Am nächsten Tag konnten wir es ruhiger angehen lassen, denn in die Rodney Bay war es nicht weit. Wir fuhren in die Marina zur Tankstelle, um festzustellen, dass die Tanksäule für den steuerfreien Diesel kaputt war, na toll! Der normale Diesel war aber nur geringfügig teurer und so entschieden wir uns für diese Variante. Wir tankten etwa 600 l Diesel, was so seine Zeit dauerte, weil unsere Spritleitungen im Boot lang sind und die Flüssigkeit nur langsam fließen kann, ohne überzulaufen. Eins der zwei Boote in der Warteschleife hinter uns verlor schon so langsam die Nerven … aber schließlich gingen wir mit einem handgeschriebenen Zettel vom Tankwart zum Kassenhäuschen und konnten die Tankstelle nach einer guten Stunde verlassen. Wir ankerten in der weitläufigen Bucht und gingen erstmal Schwimmen.
Die Crew eines in der Nähe ankernden Charter-Katamarans mit deutscher Flagge (4 Männer) winkte uns zu und fragte, ob wir noch ein paar Lebensmittel gebrauchen könnten. Sie würden am übernächsten Tag nach Hause fliegen und hätten noch Lebensmittel übrig. Mc Gyver 1 und 2 hatten ruck-zuck einen Schwimmring mit Pressluft aus unseren Tauchflaschen aufgeblasen, einen Plastikbottich in der Mitte für die Beute und schwammen rüber. Wir hatten das Dinghi nicht zu Wasser gelassen, weil wir nicht an Land wollten. Nach einer Weile und ein paar Bier kamen Thomas und Lothar gutgelaunt zurückgeschwommen mit einigen Dosen Bier, Nudeln, Reis, Mehl, Hefe und Schwarzwälder Schinken.
Abends kamen die „Jungs vom Katamaran“ noch vorbei auf einen Drink, brachten noch Rum und Vodka mit, der auch auf Jobber blieb. Beim Plaudern und Austauschen von Seemannsgarn stellte sich heraus, dass Dieter und die Jungs den gleichen Rückflug gebucht hatten, wie Gertraud und Lothar. „Prima, dann sehen wir uns ja noch!“
Der Katamaran ging morgens schon vor uns Anker auf (zwei Boote – eine Regatta) und segelte nach Le Marin, um ihr Schiff abzugeben. Wir entschieden uns, für den letzten Abend, für eine nette kleine Ankerbucht vor Fort de France, wo man nochmal schön schwimmen gehen konnte und seine Ruhe hatte.
Morgens ging es dann rüber in die Marina Etang Z` Abricot, wo wir ab 11.00 Uhr einen Liegeplatz gebucht hatten, abends ging der Flieger. In „unserer“ Box lag ein anderes Boot und wir machten zunächst mal in einer anderen freien Box provisorisch fest mit der Ansage, es dauere noch etwa 10 Minuten. Na gut, aus den 10 Min wurden 3,5 Stunden … es waren wohl karibische 10 Minuten.
Thomas erreichte gerade noch rechtzeitig, um 15.00 Uhr das Büro des Autovermieters, der dann anrief, um zu sagen, er schaffe es nicht, zu kommen … event. in 1,5 Stunden oder gar nicht. Zufällig traf Thomas einen Motorradfahrer vor dem Büro des Autovermieters, der auch Autos zu vermieten hatte. Er brachte unser Alternativauto eine halbe Stunde später, aber Thomas musste ihn dann noch nach Hause fahren … wir hätten ihn schon fast als vermisst gemeldet.
Wir brachten unsere Freunde mit deutlich weniger Gepäck zum Flughafen und verabschiedeten uns auf unbestimmte Zeit … immer ein bisschen traurig, wenn man nicht weiß, wann man sich wiedersieht.
Wir hatten sehr schöne, entspannte 2 Wochen zusammen und freuen uns auf eine Fortsetzung, wo auch immer (hier klicken für ein Video).
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Bernd Reinitz (Sonntag, 24 März 2024 17:22)
Hallo, ich verfolge euch schon einige Zeit ( du hast etwas über e-bay bei mir gekauft) schön zu sehen das ihr so gut angekommen seid! Ich war zuletzt 2016 auf St. Lucia wir haben eine Rassy im Rahmen der ARC überführt, davor waren wir 88 und 94 mit Freunden auf einer OE32 dort unterwegs. Schön eure Berichte zu lesen und die Bilder zu sehen, macht Lust darauf noch einmal in die Karibik zu segeln.
Lieder zu alt dafür geworden mit jetzt 77 will ich mir da s nicht mehr antun.
Habt weiterhin eine gute Zeit! Bleibt gesund!
Viel Spaß weiterhin
Grüße von Elke und Bernd SY TRULLA Du findest e uns auf YouTube unter Segelspaß und SY TRULLA