Inselhopping nach Norden: Guadeloupe – Antigua

 

Wir segelten freitags zur Hauptinsel Guadeloupe, ein französisches Überseedepartement, die auf der Landkarte wie ein großer Schmetterling aussieht und auf der es angeblich immer regnen soll. Wir gingen am linken „Flügel“ in Malendure vor Anker, da hier unser Paket mit der neuen Starlinkantenne montags bei Sandra (unserem Kontakt über den Transocean-Verein) ankommen sollte. Wir nahmen Kontakt zu Sandra auf, buchten schonmal ein Auto für 2 Tage bei ihr und glaubten immer noch nicht so wirklich, dass das klappt. Am Freitag rief Sandra an, das Paket sei schon da, sie habe den Paketboten von DHL überredet, ihr das Teil auszuhändigen, obwohl unser Name drauf stand und es an eine andere Adresse zu liefern, weil sie gerade nicht zu Hause war … unglaublich!

 

 

Wir trafen uns mit Sandra am Samstagmorgen in der Nähe des Dinghidocks und übernahmen unser Mietauto und unser Paket im Kofferraum … großartig!

 

 

 

Am ersten Auto-Tag besuchten wir Pointe-à-Pitre, die Stadt zwischen den „Flügeln“, die man nicht gesehen haben muss, machten einen Abstecher zu Decathlon, wo man immer etwas findet, obwohl man nichts braucht und gingen noch in den Zoo, der sehr schön eingebettet in den Dschungel und somit sehr naturnah gestaltet ist. Hier kann man zum Teil durch die Affengehege laufen … ein bisschen unheimlich.

 

 

 

Am zweiten Auto-Tag waren wir früh aufgestanden, um die Wasserfälle Cascade aux écrevisses zu besuchen, bevor es zu voll wird. Das klappte leider gar nicht, weil die Strasse gesperrt war wegen einer Sportveranstaltung, also setzten wir uns an einen netten Strand, um unser Baguette zu essen. Den Rest des Tages gondelten wir durch den Norden der Insel, schauten Des Haies an, kauften eine Blechkrabbe für den Salon Jobbers, nahmen einen Cocktail am Strand und fuhren auf dem Rückweg nochmal bei den Wasserfällen vorbei über die wieder geöffnete Straße, wo es jetzt allerdings viel zu voll war. Die französischen Inseln sind, nach unserer Erfahrung, deutlich touristischer und voller als die meisten anderen, die Leute sind extrem rücksichtslos im Straßenverkehr und von Ihrer Grundhaltung irgendwie unsozial … O-Ton Thomas: „Ich hasse die Franzosen!“ , mit Ausnahme von Sandra und ein paar anderen.

 

 

 

Am Montag gaben wir das Auto zurück und ein Paket mit der alten Antenne als Retoure, um die sich Sandra auch wieder kümmerte. Sie bekam natürlich eine Aufwandsentschädigung von uns und neue Kunden für die Autovermietung, ein sehr nettes holländisches Paar mit einer Contest (wie Jobber) aus der Ankerbucht.

 

 

Wir blieben noch einen weiteren Tag, um an der vorgelagerten Insel „Réserve Cousteau“ zu schnorcheln. Dies ist ein Naturschutzgebiet mit Korallen und vielen unterschiedlichen Fischen, zu dem wir mit dem Dinghi frühmorgens vor dem Frühstück rüberfuhren. In der ersten Bucht umkreisten uns zwei Barracudas von der Sorte, die wir auf der Atlantiküberquerung gefangen hatten … ein tolles Erlebnis.

 

 

 

Am nächsten Tag segelten wir weiter nordwärts nach Des Haies, um für die Überfahrt nach Antigua eine gute Ausgangsposition zu haben und um auszuklarieren. Beim Einholen der Ankerboje stellten wir fest, dass sie klemmt und der Gurt, der sich per Feder wieder aufrollen sollte, den Dienst quittiert. Na toll, eine neue Baustelle.

 

In Des Haies gingen wir in einer ziemlich vollen Bucht vor Anker und fuhren mit dem Dinghi an Land. Das Büro für Customs und Immigration sollte bis 14.00 Uhr geöffnet haben und wir waren 12.30 Uhr dort … Tür geschlossen niemand da. Im Internet steht, wenn niemand da ist, soll man an der Tankstelle fragen … geschlossen niemand da. Nach 45 Minuten in der prallen Sonne kam ein Beamter, wie selbstverständlich, für die 5 Minuten-Prozedur, gut gelaunt … der Skipper biss die Zähne zusammen: „Ich hasse die Franzosen“.

 

Tatsächlich hatten wir auf Guadeloupe, wo es immer regnen sollte, keinen Tropfen Regen.

 

 

 

 

Am nächsten Tag ging es früh um 7.00 Uhr Anker auf für die 42 Seemeilen-Etappe nach Antigua. Laut Wetterbericht sollten wir guten Wind haben, der auch gegen Mittag irgendwann einsetzt, leider stieg unser Autopilot nach einem Viertel der Strecke aus, na toll, die nächste Baustelle! Jobber lief aber ohne Autopilot mit fast keinen Korrekturen wie auf Schienen nach Antigua. Wir fragten uns, ob sie vielleicht gerne dort hin will … tolles Schiff!

 

 

Wir kamen nachmittags in der großen Bucht von Falmouth an, navigierten vorsichtig um ein paar Riffe herum, warfen den Anker, und fanden beim zweiten Versuch einen guten Platz … dachten wir!

 

 

 

Am nächsten Morgen um 6.30 Uhr ging mit einem durchdringenden Ton der Ankeralarm (GPS-Überwachung unserer Position, die Alarm schlägt, wenn das Boot einen definierten Kreis verlässt) los. Wir sprangen aus der Koje, in die nächstbeste Klamotte und an Deck. Es zeigte sich, dass wir einigen Booten um uns herum nähergekommen waren, die Nacht war windig mit bis zu 25 kn und unser Anker hatte wohl begonnen zu slipen. 1. Versuch war, mehr Kette freizugeben, damit der Anker entlastet wird, was die Situation aber nicht wesentlich verbesserte, also gingen wir Anker auf. Als der Anker fast oben war, was schwerer ging als normalerweise, sahen wir, dass sich ein Felsbrocken auf unserem Mantusanker mit einer Kerbe am Schaft verkeilt hatte und sich mit dem Bootshaken nicht lösen wollte. Wir befestigten ein Seil am Anker, belegten das Seil auf einer Klampe und versuchten den Anker zu kippen, indem wir die Kette ein Stück runterließen. Nach 4-5 Versuchen gab der Felsbrocken auf und rutschte ins Wasser zurück. Jetzt waren wir dann allmählich wach.

 

Ein weiterer Versuch in der Nähe zu ankern brachte auch kein zufriedenstellendes Ergebnis. Wir fuhren also durch die halbe Bucht an einem Riff vorbei, um einen ganz anderen Ankerplatz zu finden. Wir warfen den Anker bei immer noch 25 kn Wind und warteten angespannt, was passierte … endlich alles gut und Frühstück?

 

Nach einer Stunde ging der Alarm erneut los und der Anker hielt schon wieder nicht … das durfte nicht wahr sein! Also gingen wir wieder Anker auf, diesmal lag ein Baumstamm auf dem Anker, und entschieden uns, an einer nahegelegenen Boje festzumachen, was auch immer bei viel Wind ein schwieriges Manöver ist, wenn einem keiner hilft (da haben wir sie wieder die Franzosen … auf allen anderen Inseln gab es Boatboys, die die zwei Leinen annahmen und an der Boje durchzogen). Der Bojenversuch scheiterte auch, weil die Leinenschlaufen an der Boje gerissen waren. Ein anderer Segler bedeutete uns per Handzeichen „keine gute Boje“. Jetzt hatten wir den Kaffee so langsam wirklich auf. Wir fuhren zurück in die Nähe des ersten Ankerplatzes und versuchten hier ein Anlegemanöver an einer Boje, was beim zweiten Versuch und nach einem verklemmten Seil endlich klappte. Inzwischen war es 11.00 Uhr und wir überlegten, wie viele Ankerschnäpse das nun wohl waren … wir kamen auf 7 Stück, deutlich zu viel für die Tageszeit!

 

 

 

Endlich sicher an der Boje fuhren wir mit dem Dinghi an Land und liefen die kurze Strecke zu Nelsons Dockyard Marina zum Einklarieren. Dieser Ort ist sehr geschichtsträchtig, very britisch und UNESCO Weltkulturerbe. Es gibt viele historische Gebäude, die zwischen 1780 und 1820 entstanden sind und der Royal Navy als Stützpunkt dienten, nicht zuletzt, um die Insel gegen die Franzosen und Napoleon Bonaparte zu verteidigen. Ein Ort mit toller Atmosphäre und einem Hafen, in dem schon einige wunderschöne alte Segelschiffe lagen, die an der ANTIGUA CLASSIC REGATTA teilnehmen wollten, die ein paar Tage später beginnen sollte.

 

Nachdem klar war, dass wir keine Franzosen sind („we don´t like the French“) konnten wir gerade noch abwenden, in einen Club aufgenommen zu werden, der sich jeden Abend trifft, um die historischen Seeschlachten zu rekonstruieren, durchzudiskutieren und Rum zu trinken, very britisch. „We will think about it“.

 

 

 

Wieder an Bord standen einige To-Do`s auf der Liste, der kaputte Autopilot, Filterwechsel für den Wassermacher … diverse Wartungsarbeiten.

 

Abends im Dunkeln schwamm plötzlich etwas bunt blinkendes an unserem Schiff vorbei … eine portugiesische Galeere (bunte, ziemlich giftige Qualle)? Nein, die blinken nicht! Jutta sprang kurzerhand über Bord und brachte das ETWAS mit. Es stellte sich als Solarleuchte heraus, die in verschiedenen Farben leuchten kann. Es ist immer wieder spannend, Dinge aus dem Wasser zu fischen, wir hatten schon zwei Sitzkissen, diese Solarleuchte und, ein paar Tage später, einen programmierbaren GPS-Sender.

 

 

 

Für den 16. und 17. April hatten wir uns ein Auto gemietet, um uns die Insel anzusehen. Wir hatten einen schicken Jeep, einen Linkslenker für den Linksverkehr auf der Insel … gewöhnungsbedürftig.

 

 

Am ersten Tag fuhren wir zunächst über die Fig-Tree-Drive, eine Straße durchs Gebirge mit sehr ursprünglichen kleinen Orten, die uns ein bisschen an Dominica erinnerten. Weiter ging es die Westküste rauf über Jolly Harbour (beliebter Yachthafen) nach St. John`s, der Hauptstadt, die einen Hafen für Kreuzfahrtschiffe hat und drumherum entsprechend touristisch überlaufen ist. Am Spätnachmittag fuhren wir noch rauf zu Shirley Heights, einem restaurierten, militärischen Aussichtspunkt und Geschützbatterie, von wo aus man einen traumhaften Blick über die zwei Buchten English Harbour und Falmouth Harbour hatte. Hier findet 2 mal wöchentlich eine Barbecueparty mit Livemusik statt, zu der man angeblich unbedingt hin muss.

 

 

 

Am zweiten Tag fuhren wir, nach einem tollen Frühstück in einer franz. Brasserie gegenüber Nelsons Dockyard Richtung Ostküste und Devils Bridge, einer Felsformation, die eine natürliche, von Wellen umspülte Brücke bildet. Toll zu sehen, wie das Meer immer wieder hohe Fontänen durch die Öffnung spritzt. Man steht dort mit der Kamera in der Hand und wartet auf die nächste Welle: „Jetzt … jetzt kommt eine Große!“

 

 

 

Auf dem Weg dorthin machten wir an einem Friedhof Halt, der uns, verglichen mit unserer deutschen Friedhofskultur, doch sehr befremdlich vorkam. Das Ganze wirkte auf uns eher wie eine Bauschutthalde mit verstreuten Gräbern … ein fast verstörender Anblick.

 

 

 

Den Nachmittag verbrachten wir an einem traumhaften Sandstrand im Liegestuhl mit Sonnenschirm und kaltem Getränk. Das ist ja so die landläufige Vorstellung, wie wir unsere Zeit verbringen, aber dies war tatsächlich eine Premiere.

 

 

 

Am nächsten Tag sollte der erste Lauf der Regatta vor English Harbour stattfinden. Wir fuhren mit dem Dinghi morgens die 2 Seemeilen „um die Ecke“ von Falmouth nach English Harbour, um die historischen Segler aus dem Hafen fahren zu sehen … ein toller Anblick und wir „in der ersten Reihe“. Als sich alle Schiffe auf den Weg zum Start gemacht hatten, fuhren wir mit dem Dinghi zurück zu Jobber und konnten auf dem Rückweg noch den Start der verschiedenen Startgruppen beobachten.

 

 

 

Abends ging es dann zur legendären Raggaeparty mit Barbecue auf den Shirley Heights, ein ziemliche Touristenveranstaltung, aber mit toller Atmosphäre und sehr leckerem Essen (Klick hier für ein Video).

 

 

 

Am nächsten Nachmittag fuhren wir ein letztes Mal zu Nelsons Dockyard, klarierten aus für den nächsten Tag und setzten uns mit einem Bier an die Stege, an denen die letzten Schiffe vom Regattatag zurückkamen … eine interessante und entspannte Atmosphäre unter den Regattateilnehmern auf ihren superschönen Booten.

 

 

 

Am nächsten Tag lösten wir die Leinen von der Boje und fuhren pünktlich zum nächsten Start aus der Bucht. Jetzt war endlich mehr Wind, die vorherigen Tage waren eher flautig, und die Schiffe kamen sehr gut in Fahrt. Wir machten uns auch auf den Weg in den Norden Antiguas, das Regattafeld kam uns noch einmal entgegen inkl. eines tieffliegenden Hubschraubers zum Fotografieren (Klick hier für ein Video).

 

Wir ankerten in der Deep Bay neben einem Wrack und wollten am nächsten Morgen los Richtung Barbuda.

 

Der Wind war gut am nächsten Tag, leider nicht ganz aus der angesagten Richtung, aber Jobber kämpfte sich tapfer durch die chaotischen Wellen, wiedermal ohne Autopilot, denn der war schon wieder mal ausgestiegen.

 

Wir erreichten Barbuda am Nachmittag, manövrierten durch einige Riffe und ankerten vor Cocoa Point mit 5-6 anderen Booten in kristallklarem, türkisem Wasser und vor einem kilometerlangen Sandstrand. Hier gibt es nur ein Paar Luxusresorts, ein Schnorchelriff und eine Hütte, in der man bei Enoch Lobster essen kann, also die Bilderbuchnummer.

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Maddin (Freitag, 26 April 2024 17:07)

    Wow - so wie ihr das beschreibt und mit den Bildern illustriert war ich förmlich mit dabei � einfach toll � das mit den Franzosen kenne ich ���